„Mehr Männer in die Kitas“
Der Anspruch des Modellprojekts „Mehr Männer in Kitas“ ist es die die Anzahl an männlichen Fachkräften in Kindergärten auf 20 Prozent zu erhöhen. Hauptgrund ist, dass in der frühkindlichen Bildung männliche Bezugspersonen und Vorbilder fehlen – gerade für Jungs. Generell sei es laut der Initiative wichtig für Kinder einen Bezug zu Männern und Frauen zu haben. In 13 Bundesländern und insgesamt 1.300 Einrichtungen wird noch bis Ende 2013 an Konzepten und Strategien gefeilt damit mehr männliche Fachkräfte in die Kitas kommen. Gefördert wird das Programm mit 13,5 Millionen Euro vom europäischen Sozialfonds und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Neben der Ausbildungsoffensive werden auch Quereinsteiger durch die Länder und die Bundesagentur für Arbeit gefördert. Es sollen realistische Bedingungen geschaffen werden damit Berufswechsler und Umschüler die staatlich anerkannte Ausbildung absolvieren können. Allerdings ist der Quereinstieg in einigen Bundesländern zur Zeit noch nicht möglich.
Männerquote und Chancen für Quereinsteiger
Über die Frauenquote in Führungspositionen wird oft diskutiert, doch wie sieht es mit einer Männerquote bei sozialen Berufen aus? Der Mangel an männlichen Erziehern liegt nicht an fehlendem pädagogischen Interesse. Vielmehr ist der Verdienst, der im Hinblick auf die tägliche Verantwortung sehr gering ausfällt, zu nennen und das negative Image des Berufs. Gerade Männer tun sich schwer in einen „Frauenberuf“ einzutreten, was zu einem großen Teil an den Vorurteilen liegt.
Besonders viele Männer finden über den Quereinstieg in den Erzieherberuf. Oft können sie durch Vorbildung oder Berufserfahrung die Ausbildungsdauer abkürzen. In einigen Bundesländern, etwa in Brandenburg, werden Langzeitarbeitslose gezielt in zweijährigen Kursen zu Erziehern umgeschult. Das wird nicht von allen Pädagogen und Experten gerne gesehen, denn zukünftige Mitarbeiter sollen voll und ganz hinter dem Beruf stehen. Berufswechslern muss klar sein, welche Verantwortung sie übernehmen.
Ohne Vorkenntnisse, die zur Verkürzung der Ausbildungsdauer führen, ist es oft schwer die Umschulung bewilligt zu bekommen. Grund ist, dass die grundständige Ausbildung eigentlich drei Jahre dauert, sich die Agentur für Arbeit aber auf das Sozialgesetzbuch beruft nach dem Umschulungen nur bis zu zwei Jahren gefördert werden dürfen. In der Altenpflege wurden dafür eigens Sonderregelungen eingeführt, im Erzieherberuf bisher jedoch nicht.
Warum überhaupt mehr Männer?
Gründe, warum gerade Männer sowohl beim Quereinstieg wie auch bei der grundständigen Ausbildung gezielt angesprochen werden, gibt es viele. Für die Kinder selbst zeigt sich der Vorteil darin, dass Männer ein erweitertes Spiel- und Bewegungsangebot mitbringen. Sie können einen möglichen familiären Mangel an männlichen Bezugspersonen ausgleichen und somit vor allem bei Jungs das Aggressions- und Gewaltverhalten positiv beeinflussen. Studien haben herausgefunden, dass Jungen in den ersten zehn Jahren benachteiligt sind, wenn sie keine männlichen Rollenvorbilder haben, weil Erzieherinnen unbewusst eher aufmerksame Mädchen belohnen.
Vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien würden von männlichen Erziehern stark profitieren sagen Pädagogen. Denn viele dieser Kinder wachsen mit alleinerziehenden Müttern ohne Väter auf – ihnen fehlt eine männliche Bezugsperson. Quereinsteiger, die aus anderen Bereichen einsteigen, können diesen Kindern viel geben – vor allem auch ein Stück Lebenserfahrung. Viele der weiblichen Fachkräfte wünschen sich zur Unterstützung, und vor allem zur Ergänzung, ebenfalls männliche Kollegen.
Für Kindertagesstätten lohnt sich die Einstellung von männlichem Personal. Je mehr Männer in der Kita arbeiten, desto begehrter sind die Plätze in dem Betrieb. Generell lässt sich sagen, dass der Anteil an Männern das Prestige des Berufsbilds anhebt.
Literatur
Regionale Unterschiede
Kindergärten in Großstädten wie Hamburg, Bremen oder Berlin weisen einen Männeranteil von zehn Prozent und mehr auf. Hingegen in ländlichen Gebieten, in Süd- und in Ostdeutschland gehen die Zahlen zum Teil gegen Null. Quereinsteiger, die den beruflichen Neuanfang als Erzieher wagen wollen, haben sowohl dort wie auch in Großstädten gute Möglichkeiten Arbeit zu finden. Dennoch gilt es zu bedenken, dass Erzieher eben nicht die „Basteltanten“ sind. Es handelt sich dabei um einen sehr anspruchsvollen, dafür aber auch erfüllenden, Beruf.
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weitere Erzieher für den Quereinstieg: