Quer einstieg - Der Ratgeber für's Quereinsteigen

Risiken beim Quereinstieg

Für viele Arbeitnehmer und Hochschulabsolventen stellt der berufliche Quereinstieg eine interessante Möglichkeit dar, sich neu zu orientieren. Allerdings sollte jeder, der über einen Wechsel des Berufsfeldes oder der Branche nachdenkt, einige Dinge beachten. Zunächst ist es wichtig die Frage zu klären, warum die derzeitige Arbeit keine Perspektiven mehr bietet.

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Risiken beim Quereinstieg. Foto: Wolfgang Dirscherl/pixelio.de

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Stören wirklich die Aufgaben und Anforderungen der Arbeit selbst oder sind es eher die Beziehungen zu den Kollegen, zum Vorgesetzten, die Bezahlung, die Arbeitszeiten oder das Umfeld? Denn unter Umständen kann bereits ein Abteilungswechsel innerhalb der Firma wieder zu mehr Zufriedenheit im Job führen. Auch der Wechsel des Arbeitgebers kann die Lösung sein. Ein beruflicher Quereinstieg ist immer auch mit Risiken verbunden und sollte gut geplant sein. Die Gründe für den Jobwechsel sollten Ihnen im Vorfeld auf jeden Fall klar sein.

Überlegung und Beratung

Es ist ratsam, sich einen Quereinstieg sorgfältig zu überlegen. Eine gute Berufsberatung kann hierbei sehr hilfreich sein und mögliche Fehler vermeiden. Denn nur wer sich über mögliche Hindernisse und kommende Anforderungen informiert, vermeidet, sich nach einiger Zeit im neuen Job wieder die alte Wirkungsstätte mit den vertrauten Aufgaben zurückzuwünschen. Daher ist es wichtig zu analysieren, weswegen Sie eine berufliche Umorientierung anstreben. Es besteht das Risiko, den Jobwechsel aus den falschen Gründen in Angriff zu nehmen und deswegen zu scheitern.

Eine Beratung kann auch Aufschluss geben über die eigenen Stärken und Schwächen sowie die Anforderungen des neuen Berufs. Wie sehen die Wünsche für die weitere Laufbahn aus? Und können diese Wünsche mit einem Branchenwechsel überhaupt erfüllt werden? Nur wer diese Fragen zuvor für sich klärt, kann abschätzen, ob ein beruflicher Quereinstieg infrage kommt und ob die Risiken kalkulierbar sind. Und nur wer sich seinen Qualitäten und Kenntnissen bewusst wird, kann beurteilen, in welchen Branchen eine Bewerbung sinnvoll ist.

Hilfe bei der Beratung bietet auch die Arbeitsagentur an, die zukünftige Quereinsteiger kostenlos berät. Sie kann zum Beispiel Auskünfte über Zukunftschancen in anderen Berufsfeldern und die dortige Konkurrenzsituation geben. Sie gibt auch Hilfestellung bei der Suche nach den Gründen für den Jobwechsel.

Selbstreflexion

Ob mit oder ohne Beratung, einen guten Überblick sollten sich Berufswechsler allemal verschaffen – vor allem hinsichtlich der Herausforderungen im neuen Beruf sowie der möglichen Wege dorthin. Wichtige Fragen in diesem Zusammenhang sind:

  • Reichen Fähigkeiten und Erfahrungen aus, um sich fehlende Kenntnisse anzueignen?
  • Kann mit den vorhandenen Begabungen fehlendes Fachwissen kompensiert werden?
  • Wer kann bei der Bewältigung neuer Aufgaben behilflich sein?

Sollte sich bei der Analyse herausstellen, dass wichtige Fähigkeiten fehlen, stehen immer noch Wege zur beruflichen Umorientierung oder zum Branchenwechsel offen. Denn häufig werden Fortbildungskurse angeboten, deren Absolvierung sich teilweise sogar staatlich fördern lässt. Hierbei ist es sinnvoll darauf zu achten, dass sich die Fortbildungen mit dem aktuellen Beruf vereinbaren lassen. So orientieren sich viele Fernstudiengänge an der geringeren zeitlichen Belastbarkeit von Berufstätigen. Eine berufsbegleitende Qualifikation hat dabei den Vorteil, dass eine Kündigung vermieden werden kann und die Quereinsteiger nicht auf die Sicherheit und das Gehalt des aktuellen Jobs verzichten müssen. Dies ist vor allem deshalb bedeutsam, da Kosten für berufsbegleitende Zusatzqualifikationen in der Regel von den Berufswechslern selbst übernommen werden müssen. Zuschüsse von der Arbeitsagentur sind vom Gesetzgeber für einen Branchenwechsel meistens nicht vorgesehen.

Misslungener Quereinstieg

Bei der Förderung von beruflichen Quereinstiegen gibt es in Bereichen, in denen ein akuter Mangel an Fachkräften besteht, allerdings auch Ausnahmen. So werden beispielsweise in Berlin und Brandenburg Jahr für Jahr zusätzliche Erzieher gesucht. Hier finanziert die Arbeitsagentur berufsbegleitende Kurse, die auf drei Jahre ausgelegt sind. Auch der Quereinstieg für Arbeitslose wird in ein- bzw. zweijährigen Kursen gefördert.

Infografik zur Angst vor dem Karriereknick

Viele Deutsche haben Angst vor dem beruflichen Neuanfang. Vor allem die 48- 65-jährigen befürchten einen Karriereknick. Quelle: Kelly Global Workforce Index


Das genannte Beispiel zeigt aber auch, dass erhebliche Probleme für Quereinsteiger auftreten können. In den vergangenen Jahren haben weniger als ein Viertel der Bewerber in Berlin und Brandenburg den Abschlusstest bestanden. Das wirft eines der Risiken des Quereinstiegs auf: der Grund für den Berufswechsel. Gerade bei den von der Arbeitsagentur geförderten Quereinstiegen besteht die Gefahr, in eine Branche wechseln zu müssen, für die gar kein Interesse besteht. Dafür die nötige Lernbereitschaft und Motivation aufzubringen, ist dann umso schwieriger. Quereinsteiger müssen sich bewusst sein, dass der Berufseinstieg grundsätzlich mit einem hohen Einsatz und Mehrarbeit verbunden ist. Diese lässt sich nur aufbringen, wenn echte Motivation dabei ist.

Quereinstiege, die auf einem Zwang beruhen, müssen nicht unbedingt scheitern. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch wesentlich höher. Das bedeutet nicht, dass Quereinsteiger, die wechseln wollen, damit auch Erfolg haben. Der Mangel an fachlicher Kompetenz und fehlendes Vertrauen von Personalern aus der Branche kann bewirken, dass die berufliche Umorientierung zu einem langwierigen Prozess wird oder sogar niemals klappt. Diesem Risiko sollten sich Branchenwechsler zu jedem Zeitpunkt bewusst sein.
Am wichtigsten ist es, im Vorhinein eine sorgfältige Selbstanalyse zu erstellen. Die zentrale Frage dabei sollte immer zuerst die nach den Gründen für den Jobwechsel sein. Eine Beratung hilft bei der Entscheidung, ob der neue Beruf auch der richtige ist.

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weitere Voraussetzungen für den Quereinstieg: